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Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Marliese Reitzel

Ein großer Tag für unser Mitglied Marianne Zimmermann und unser Gründungsmitglied, langjährige Vorsitzende und Ehrenvorsitzende Marliese Reitzel. Beiden wurde in einer feierlichen Stunde die Ehrenbürgerschaft verliehen.



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Der 1. Vorsitzende des Helferkreises Selzen, Stefan Bremler, hielt die Laudatio für Marliese Reitzel. Hier zum nachlesen:


Liebe Marliese, liebe Familie Reitzel, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

 

es ist mir eine große Freude und Ehre, bei der Ernennung der Ehrenbürgerschaft ein paar Worte an dich, liebe Marliese, richten zu dürfen.

 

Doch bevor ich zu deinem herausragenden Engagement für die Gemeinde Selzen komme, lass mich noch ein paar allgemeine Bemerkungen zum Ehrenamt an sich und zu unserer Gemeinde vorwegschicken.

 

Womöglich hätten alle Personen in Selzen, die über Jahre ein gemeinnütziges Amt innehaben oder hatten, eine Ehrenbürgerschaft verdient. Aber leider geht das natürlich nicht. Also ... vielleicht ja schon .... aber Selzen hätte dann mehr Ehrenbürger als Bürger.

 

Denn Selzen ist ein Dorf des Ehrenamtes und der Gemeinnützigkeit. Ich glaube, dass ist in Selzen sogar noch mehr der Fall, als in unseren Nachgemeinden. Unser Dorf ist mit seinen vielen Vereinen und Gruppierungen und den vereinseigenen Hallen und Räumlichkeiten eine Gemeinde, in welcher die Bürgerinnen und Bürger in ihren Ehrenämtern viel Zeit und Mühen investieren müssen. Eine bunte und interessante Gemeinde mit vielfältigen kulturellen und sportlichen Angeboten zeugt von dem Engagement der vielen uneigennützigen Helfer.

An dem heutigen so besonderen Tag gilt auch ihnen allen unsere Anerkennung für ihr Engagement.

 

Also ... wie kann man da noch jemanden hervorheben, ohne die Leistung aller anderen zu schmälern? Was macht einen Ehrenbürger aus in einem Dorf, dass vom Ehrenamt lebt? Das habe ich mich bei der Vorbereitung auf den heutigen Tag gefragt.

 

Eine mögliche Antwort erhielt ich bei einem Gang über den alten Friedhof. Ja, tatsächlich. Ich bemerkte dort etwas bei den vier roten Sitzbänke. Auf einem von ihnen steht: Gestiftet von der evangelischen Kirchengemeinde in Selzen. Das kann man erwarten auf einem kirchlichen Gelände.

Auf den restlichen drei Bänken steht: Gestiftet von Marliese Reitzel.

 

Natürlich reichen drei Bänke nicht für eine Ehrenbürgerschaft ... aber mir wurde etwas klarer, was eine Ehrenbürgerin oder Ehrenbürger ausmachen könnte. Ehrenbürger sind Menschen, die über ihr Engagement in einem Verein hinaus in vielerlei Hinsicht etwas Bleibendes für das Dorf und die Gemeinschaft geleistet haben. Es sind Menschen, deren Namen in vielen unterschiedlichen Zusammenhängen überall und immer wieder genannt werden. Ehrenbürger:innen „übertreiben“ es ... im positiven Sinne!

 

Auf einen Punkt gebracht: Es sind Menschen die – und da möchte ich leicht abgewandelt John F. Kennedy zitieren – nach der Prämisse leben: „Frage nicht, was dein Dorf für dich tun kann, frage, was du für dein Dorf tun kannst.“

 

Und da, liebe Marliese, sind wir wieder bei dir angekommen.

 

Auch wenn du vielleicht nicht bewusst diesen Grundsatz vor Augen hattest, hattest du doch in all deinen Initiativen und Aktivitäten immer das Dorf und die Gemeinschaft im Blick.

 

Du bist ist ein Selzer Urgestein, geboren – ich hoffe das darf ich sagen - am 28.01.1942 in Mainz.

Vor deinem Ruhestand – der eigentlich ein Unruhestand ist - warst du Angestellte beim Zweiten Deutschen Fernsehen und hast dich um die Beantwortung von Zuschauerbriefen gekümmert. Abteilung „Korrespondenz Zuschauerbriefe“ ... heute würde man wohl neudeutsch dazu sagen „Team Social Media“. Miteinander kommunizieren, soziale Kontakte pflegen, organisieren, Texte verfassen, innovativ sein ... das waren nicht nur deine beruflichen Aufgaben, sondern sind zugleich auch deine persönlichen Stärken.

 

Während dein Mann Michael Reitzel sich der Landespolitik zuwandte, bist du, liebe Marliese, ganz „im Dorf geblieben“. Natürlich ist es nicht möglich, alle deine Aktivitäten aufzuzählen, die uns zum heutigen Anlass hier haben zusammenfinden lassen.

Ich möchte daher exemplarisch nur einige besondere Leistungen von dir benennen und würdigen.

 

Am 02. Juni 1985 wurde der Personenverkehr auf der Bahnstrecke Bodenheim-Alzey eingestellt. Am 28. November 1992 endete auch der Güterverkehr und die Strecke wurde stillgelegt.

Bereits im August 1990 wurde auf Initiative von dir und Anita Wiedemann eine Interessengemeinschaft gegründet, mit dem Ziel den Rückbau der ehemaligen Bahntrasse zu verhindern und daraus einen befestigten Rad- und Wanderweg entstehen zu lassen. Mit ganzer Kraft und Entschlossenheit habt ihr dieses Ziel bis zur Einweihung der Strecke Gau-Bischofsheim-Selzen im Mai 1995 und sogar noch darüber hinaus verfolgt. Bei der Einweihung der Frosch-Skulptur im Mai 1996 bemerkte der berühmte Mainzer Bürgermeister Jockel Fuchs zurecht: „Nur Sprüche kloppe nutzt nix, hier wird auch wirklich was für die Bürger getan“. Und damit hatte er vollkommen recht. Heute bereichert - dank deinem Engagement - dieser Radweg die Freizeitgestaltung der Selzer und bringt viele Rad- und Wandertouristen in die Region und nach Selzen.

 

Und zum Bekanntheitsgrad dieses Weges hast du mit deiner Fähigkeit zum Schreiben gleich mitbeigetragen. Deine Veröffentlichungen „Strecken, auf denen die Dampfbahn fuhr“ und „RadWanderführer durch das Selztal“ haben für Region, Dorf und Route geworben und damit dem Selztal-Tourismus den Weg geebnet. Ob Artikel im Heimatjahrbuch, Veröffentlichungen mit deiner Schreibwerkstatt oder dein eigenes Buch „Else oder Woher der Wind weht“. In all deinen Texten ist das Talent des Erzählens und die Liebe zur Heimat spürbar. Du bist damit eine Botschafterin unserer Heimat und unserer Gemeinde.

 

Ich habe ein kleines Gedicht von dir dabei. Sicherlich wirst du jetzt denken: „oh, nein, nicht dieses Gedicht, ich habe da so viel Besseres“. Aber es gefällt mir, ist kurz und verrät soviel über dich. Es zeigt deine Heimatverbundenheit, dein Humor und deine Fähigkeit – wenn hier auch indirekt – ernste Angelegenheiten anzusprechen. Es heißt ...

 

 Die Selz

 

Die Selz an unserem Garten nimmt still ihren Lauf

Es gibt dort Teichhühner, Ratten, Frösche und Enten zu Hauf

 

Der Bachweg, gelegen im Schatten von Bäumen

Lässt Kinder und Erwachsene gerne dort träumen

 

Selbst im heißesten Sommer trocknet’s Bachbett nie ein

2m Breite mögens ungefähr sein

 

Jedoch in Regentagen im April oder Mai

Den Enten ist dann nichts mehr einerlei

 

Die Selz schwillt an, wird 5, 6m breit

Ein Unglück ist’s, wenn die Brut war bereit

 

Sie schwimmt von dannen, den Ratten zum Fraß

-Des einen Leid, des anderen Spaß -

 

1997 dann, liebe Marliese, hast du mit einigen Mitstreiterinnen und Mitstreitern den gemeinnützigen Verein „Helferkreis Selzen“, dem du bis 2022 insgesamt 25 Jahre vorstandst, gegründet. Die Gründung diese Vereins, dessen Ziel es ist, Menschen bei der Bewältigung ihres Alltags zu unterstützen und einen Verbleib in der vertrauten Umgebung zu ermöglichen, war sehr vorrausschauend. Sie geschah zu einem Zeitpunkt, wo die familiären Verhältnisse und die dörfliche Infrastruktur noch eine ganz andere war, als das heute der Fall ist. Heute beneiden uns viele Nachbarn um diesen Verein, wie noch immer zahlreiche Anfragen aus der Region zeigen. Ausflüge, Seniorengymnastik, Stammtisch, Informationsveranstaltungen, soziale Kontakte ... alle Aktivitäten in all den Jahren aufzuzählen, würde den heutigen Rahmen sprengen. Aber soviel sei gesagt, alle waren getrieben von einer unermüdlichen und tatkräftigen Marliese Reitzel und dem Wunsch, dass dörfliche Zusammenleben zu bereichern. Das ist dir gelungen und alleine schon eine herausragende Leistung.

 

Dein Wert für Dorf und Gemeinschaft haben auch schon andere erkannt und gewürdigt. 2008 erhieltst du den - von der Freien Wählergruppe Selzen ausgelobten - Martinspreis für deine ehrenamtliche Tätigkeiten. 2015 wurde dir die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz verliehen.

Liebe Marliese, zusammen waren wir im August 2022 beim landesweiten Ehrenamtstag in Gerolstein, wo du für den Publikumspreis „Ehrensache“ vorgeschlagen warst. Schade das es dort nicht zum Preis gereicht hat. Gewonnen hat in einer digitalen Abstimmung ein digitales Projekt. Wobei dieses Projekt erst einmal den langen Atem deines Helferkreises und deines Wirkens wird beweisen müssen.

 

Ich freue mich sehr, dass die Gemeinde nach so vielen Jahren wieder die Ehrenbürgerschaft verleiht und dass nach zwei Männern dieses Mal zwei allseits geschätzte Mitbürgerinnen geehrt werden. Ich freue mich auch darüber, dass Marianne und Marliese unter anderem dafür gewürdigt werden, dass sie aktiv sind für Gruppen, die gerne vergessen werden. Kinder, Jugendliche und Senioren.   

 

 Liebe Marliese, ich gratulieren dir zu der Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Ortsgemeinde Selzen. Vielen Dank für dein unermüdliches Engagement und Wirken für die Gemeinde.

Bleib gesund und weiterhin so aktiv für unser Selzen.

 
 
 

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